Auf unserer lokalen Nachrichtenwebseite sah ich letztens eine Umfrage zu Neujahrsvorsätzen. Das Ergebnis: 80% nehmen sich nichts vor.

Umfrage zur Vorsätzen (Mindener Tageblatt)

Auch wenn ich mich in meinem persönlichem Umfeld umhöre, sind Vorsätze ziemlich „out“. Es mag an vergangenen Misserfolgen oder Optimierungsmüdigkeit liegen oder auch an den ganzen Artikeln, Memes und Predigten über die hohe Scheiterquote: „Ende Januar sind 90% der Vorsätze bereits gebrochen.“ Also fang gar nicht erst an?

Vielleicht ist das Wort „Vorsatz“ auch das falsche Wort. Der Begriff „vorsätzlich“ setzt den Fokus auf die Absicht und den Anfangswillen. „Ich möchte ab nun, Ich will jetzt, Ich will nicht mehr“. Doch mit dem Willen ist es so eine Sache. Wie viele Emotionen kommt und geht er und ist nicht beständig genug, im trubeligen und oft ermüdenden Alltag aufrecht erhalten zu werden. „Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. 

Was wir brauchen, sind Routinen, die so sehr Teil unseres Lebens und sogar unseres Seins geworden sind, dass wir uns nicht aktiv bemühen müssen, sie zu tun – auch wenn es hart auf hart kommt. Aus gutem Grund sind Gewohnheiten seit einigen Jahren in aller Munde: Beispielsweise werden im säkularen Bereich „Atomic Habits“ empfohlen, im geistlichen Bereich die „Spiritual Disciplines“. Bei uns im Hauskreis haben wir einige „Practices“ wie die Sabbatruhe nach dem Konzept von John Mark Comers „Practicing The Way“ eingeübt. Gewohnheiten haben zwar ihre Grenzen, wie ich Anfang des Jahres geschrieben habe, aber sie sind für dauerhafte Veränderungen dennoch unersetzlich.

Gewohnheiten formen unser Denken und Handeln weit mehr als es theoretische Ideale und abstrakte oder unkonkrete Vorsätze es tun. Ich mag mich für einen sozialen und hilfsbereiten Typen halten, aber wenn meine Tage weitestgehend konsumzentriert sind und jede stille Minute mit Shorts, Podcasts oder Musik gefüllt ist, wird es kaum einen Raum für die Verwirklichung meiner schönen Ideen geben. Es lohnt sich also, gute Gewohnheiten zu etablieren und schlechte loszuwerden. Ein Jahreswechsel kann dafür ein guter dafür Anlass sein, ist aber natürlich bei weitem nicht der einzige. 

Die folgende Liste zeigt 12 Gewohnheiten (für jeden Monat eine ;-)) auf, die sich bei mir persönlich als hilfreich und wirksam etabliert habe. Ich schaffe es trotzdem nicht immer, sie beständig oder vollständig aufrechtzuerhalten, aber selbst wenn ich mich in die grobe Richtung bewege, ist schon viel gewonnen. Ich hoffe, es sind ein oder zwei Punkte dabei, die dich für 2025 inspirieren.

🙏 #1 Schließe jeden Tag mit Dank

Seit über 5 Jahren Ehe schließen Luise und ich fast jeden Tag mit einer kleinen Dankbarkeitsrunde ab. Selbst an schlechten Tagen fallen uns immer noch ein paar Dinge ein, die uns erfreut, überrascht oder beruhigt haben. Oft hilft mir das Ritual besonders an vollen Tagen dabei, mich an das zu erinnern, was vormittags überhaupt gewesen ist und vom Rest des Tages schon gefühlt verdrängt wurde. Zugegeben, teilweise sind wir müde und halten es sehr kurz. Luise reagiert manchmal auf meine Auflistung mit „Auch das alles“, um selber nicht viel sagen zu müssen. Aber allein schon der Akt, zusammenzukommen, um den Tag mit Dank und Gebet zu beschließen, ist wichtig, damit wir nochmal uns und unsere Gedanken kurz sammeln, statt einzeln und zerstreut ins Bett zu gehen.

🍫➡️🥕#2 Kauf Möhrchen statt Schoki

Mein Dezember war gefüllt mit Adventsgebäck, Waffeln, Weihnachtskuchen und dergleichen. Das ist zwar alles lecker, aber manchmal blieb ein schaler Geschmack im Mund: „Das war jetzt zu viel oder zu süß“. Zucker ist verführerisch und aufgrund der langen Haltbarkeit praktisch, ist in hohen Dosen aber Gift für den Körper und führt zu Trägheit und Konzentrationsschwächen. Das Problem ist: unser sozialer Alltag ist durchsetzt mit Zucker, Salz & Co.. Bei jedem Spiele- oder Filmabend, Hauskreis, Geburtstag, Kaffeetrinken gibt es Chips, Schokolade und sonstiges Junk Food. Darauf zu verzichten ist schwer, weil dem Angebot – die Popcorn- oder Chipsschüssel auf dem Tisch – so schwer zu widerstehen ist. 

Eine simple Gewohnheit dagegen ist, das Angebot erst gar nicht zu schaffen. Bei anderen Gastgebern hat man wenig Einfluss darauf, aber zumindest bei sich zu Hause. Ich habe es mir zu Gewohnheit gemacht, so gut wie gar kein Junkfood mehr zu kaufen. Da wir alle aber gerne zwischendurch mal knabbern, bin ich auf Alternativen umgestiegen: Möhren, Gurken, Paprika und sonstiges Gemüse, die man schnippeln und in Hummus oder Frischkäse auch dippen kann. Früchte wie Trauben, Orangen, Mandarinen oder Äpfel gehen auch. Wer nicht schnippeln will, der kann zu Nüssen, Mandeln, Reiswaffeln, Snacktomaten, Minigurken, Frikadell-Bällchen (gibt’s auch vegan) und ähnlichem greifen. Leider sind die gesunden Alternativen oft teurer als die bunten Produkte der Zuckerindustrie, was eigentlich ein Unding ist. Aber es ist ein Preis, der sich kurz- und langfristig gesundheitlich und mental lohnt. 

Und die soziale Konvention, bei jeder Zusammenkunft ungesunde Snacks anzubieten, können wir durchbrechen, indem wir den Anfang machen und beim nächsten Event einfach ein paar „healthy snacks“ anbieten, entweder als Ergänzung oder gleich als Ersatz. Meine Erfahrung ist: Gürkchen & Co. werden genauso „weggegessen“ wie das ganze ungesunde Zeug. Was man greifen kann, wird gegessen. 

„Wenn du Honig findest, dann iss nur so viel, wie dir bekommt; sonst wirst du ihn satt, und du musst ihn wieder ausspucken!“ – Sprüche 25,16

📰 #3 Limitiere deinen Nachrichtenkonsum

Nicht nur Schoki macht träge, sondern auch Nachrichten. Vor einigen Jahren habe ich gemerkt, dass mich zu viele News & Kommentare zu einem passiven Konsumenten statt zu einem aktiven Gestalter machen und mir schlicht viel Zeit und Energie kosten. Deshalb entschied ich mich:  Online-Nachrichten nur noch 2x die Woche, Dienstag und Samstag. Besondere Ereignisse bekomme ich trotzdem mit und als Politiklehrer recherchiere ich auch zwischendurch gezielt einige Themen. Aber grundsätzlich gilt: An Tagen wie Montag, Mittwoch oder Sonntag gestalte ich mein Lehrer-, Ehe- oder Sozialleben und versuche hier einen kleinen Unterschied zu machen. Für dich mögen andere Gewohnheiten besser funktionieren: eine gedruckte Zeitung statt Online-News; ein Zusammenfassungspodcast oder 1x täglich die gute alte Tagesschau um 8. 

2025 wird noch politischer als 2024: die Bundestagswahl im Februar, Trump als Präsident und vieles mehr steht an. Ja, als mündige Bürger sollen wir uns bilden und informieren. Aber es gibt einen feinen Unterschied zwischen „informiert sein“ und einen Zustand, den ich besonders bei vielen Männern beobachte, die tagein tagaus das politische Weltgeschehen betrachten und kommentieren, deren Denken und Reden nur noch politisch geprägt ist, die alles durch die politische Brille sehen, oft missmutig und passiv werden und ihrer Verantwortung im Alltag kaum noch gerecht werden, dafür aber zu jedem neuen Aufregerthema eine klare Meinung haben. Solche Menschen sind für mich oft sehr anstrengend und uninspirierend: ihre Meinungen sind vorhersehbar, sie haben nichts über den Zeitgeist hinaus zu sagen, sie lesen oft keine Bücher, sie haben kaum Freunde, sie erzählen keine Geschichten aus ihrem Alltag; alles ist nur Politik. Damit du und ich nicht zu solchen Menschen werden, müssen wir unseren Nachrichtenkonsum limitieren und selbst aktiver werden.

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – M. Ghandi, indischer Unabhängigkeitskämpfer

☕️ #4 Triff Menschen

Das führt mich auch gleich zum nächsten Thema: Mach es im neuen Jahr zu deiner Gewohnheit, Menschen zu treffen. Das ist etwas unkonkret und daher laut Gewohnheitsforschung eigentlich keine gute Gewohnheit. Du kannst es konkretisieren und z.B. sagen: Ich möchte mind. 1x in der Woche ein bedeutsames Treffen mit einem Menschen haben, z.B. indem ich mich mit einem Freund zum Kaffee verabrede. Oder ich möchte 1x im Monat mit meiner besten Freundin telefonieren. Einmal im Jahr möchte ich ein Wochenende mit meinen Studi- oder Heimatfreunden verbringen. Welchen Rhythmus du wählst, hängt stark von der Persönlichkeit, der Lebenssituation (Beruf, Kinder etc.) und dem Energiehaushalt ab. Ich selber habe gar keinen festen Rhythmus für mein Sozialleben, aber ich habe ein Grundwert, der mich antreibt: „Es ist sowohl wertvoll als auch spannend, Menschen zu treffen.“ Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass oft etwas Gutes entsteht, wenn man sich begegnet – Verständnis füreinander, Ermutigung, herzhaftes Lachen, Inspiration. Ich versuche daher, wo es die Zeit und Kraft erlaubt, z.B. ein Telefonat mit einem alten Freund oder ein Doppeldate mit einem anderen Pärchen zu planen und die Ferien nicht ausschließlich mit Urlaub zuzuplanen, sondern Raum für Besuche zu schaffen.

Meine Beobachtung ist: für viele Menschen nimmt das Sozialleben außerhalb der eigenen Familie keine hohe Priorität ein. Wenige investieren bewusst in den Kontakt mit alten oder neuen Freunden, sondern lassen das Soziale (wenn überhaupt) auf sich zukommen. Und wenn die Anderen genauso sind, macht keiner den ersten Schritt und statt einem Treffen entsteht der 3. Netflixabend in der Woche. Natürlich brauchen wir auch Rückzug und Ruhe, aber gesamtgesellschaftlich haben diese aus meiner Sicht so stark zugenommen, dass eine gewisse soziale Trägheit und damit einhergehend Einsamkeit entstanden sind. Immer mehr Menschen haben kaum echte Freunde, haben schon lange kein gutes Gespräch geführt und wissen nicht mehr, wie und mit wem sie das anstellen sollen. Wirke dem entgegen, gestalte das Sozialleben proaktiv und nicht nur reaktiv und entwickle Gewohnheiten, Menschen zu treffen. 

Alles wirkliche Leben ist Begegnung. – M. Buber, Religionsphilosoph

🙋 #5 Sei verbindlich dabei

Eine andere Gewohnheit, soziales Miteinander zu stärken, ist bei den Gruppen, zu denen du gehörst, tatsächlich aufzukreuzen. Wenn du in einer wöchentlichen Sportgruppe bist, sei da. Wenn du dich zu einer Kirchengemeinde zugehörig fühlst, geh zum Gottesdienst. Sei – abgesehen von Krankheiten & Urlauben – vorsichtig mit zu vielen Ausnahmen: „Ich fühle mich nicht so“. „Ich brauche me time“, „Ich hab kein Bock“ – Wenn Begründungen und Befindlichkeiten wie diese Überhand nehmen, solltest du dich fragen, ob dein Leben gerade zu voll ist und du vielleicht kürzen solltest, z.B. zu einem zweiwöchentlichen statt einem wöchentlichen Hauskreis zu gehen. Mach lieber weniger und gebe dafür dein klares „Ja“ als nur so halb bei vielem dabei zu sein. 

Und wenn du mal doch nicht kommen kannst, sag frühzeitig ab. Ich empfinde es als Unsitte, eine halbe Stunde vorher in eine WhatsApp-Gruppe zu schreiben, dass man nun doch nicht kommt. Die Halbherzigkeit und Unverbindlichkeit, mit der manche an etwas teilnehmen, ist für alle anderen frustrierend und für die betroffene Person auch nicht hilfreich. Jakobus vergleicht einen Zweifler mit einer Meereswoge und ich finde diese Beschreibung auch für andere Formen der Unbeständigkeit, Zögerlichkeit und Unverbindlichkeit sehr treffend:

„Denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird. […] Ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen.“ Jakobus 1,6.8

Lass es mich positiv formulieren: Menschen schätzen es wert und Gruppen florieren, wenn Menschen sich einer Sache verschreiben und man auf sie zählen kann. Jeder Partygastgeber freut sich, wenn Leute schon Wochen vorher fest zusagen und sich nicht bis zum Ende alle Optionen aufhalten. Mach 2025 zu einem Jahr, wo du für deine Verlässlichkeit bekannt und geschätzt wirst.

❓#6 Stelle Fragen (und merke dir die Antworten)

Wo wir schon gerade im sozialen Bereich sind: Wenn du tatsächlich einen Menschen oder eine Gruppe triffst, mach es dir zur Angewohnheit, Fragen zu stellen. Ich bin verblüfft, wie viele Menschen noch nichtmal auf die Idee kommen, in einer Begegnung durch ein paar wenige Fragen Interesse am Gegenüber zu zeigen. Fragen sind das einfachste Mittel, um eine andere Person ins Gespräch zu bringen und etwas übereinander zu erfahren. 

Wenn ein Treffen bevorsteht, kann es hilfreich sein, sich zu überlegen, was man fragen könnte; was einen wirklich interessiert. Auf eine mit Betonung & Ernsthaftigkeit gefragte „Wie-geht’s-dir?“-Frage können sich Folgefragen ergeben, „Wie meinst du das?“, „Was ist da genau passiert?“ usw.. Manchen Menschen helfen kreative Fragen aus „Talboxen“, von ChatGPT oder ähnlichem. In der Regel reichen aber einfache Fragen zum Leben, Wohlergehen, zu Neuigkeiten, Vorstellungen, Gefühlen und Meinungen. 

Die Königsdisziplin ist es dann, sich die Antworten zu merken und beim nächsten Mal nachzuhaken: „Wie ist es bei der Prüfung gelaufen?“ „Wie war das Gespräch mit deiner Mutter?“ Du glaubst gar nicht, wie verstanden und gesehen sich Menschen fühlen, wenn du genuine Fragen stellst und dir dann sogar noch die Antworten merkst. 

💔 #7 Schau keine Pornos

Ich weiß nicht, ob dieses sensible Thema in meiner Leserschaft eine große Rolle spielt, aber mir ist es wichtig genug, es hier anzusprechen. 

Vor zwei Wochen war ich bei einem Event, wo eine Freundin von einem Typen dumm und unangenehm von der Seite angemacht wurde. Ich half ihr aus der Situation und als wir später drüber sprachen, sagte sie: „Ich werde immer mal wieder angebaggert. In der Regel kann ich damit umgehen. Aber es gibt Männer, die haben so einen ‚unreinen‘ Blick und das hatte dieser Typ.“ Ich weiß, was sie meint, denn tatsächlich verraten die Augen einiges über die Sehgewohnheiten. Es gibt einen klaren Unterschied darin, ob ich meinem kleinen Sohn oder einem anderen „unschuldigen“ Kind (verzeiht die pathetische Wortwahl, mir fällt nichts passenderes ein) in die leuchtenden Augen schaue im Vergleich zu jemanden, dessen Augen tagtäglich damit gefüllt sind, fremden Leuten beim Sex zuzuschauen und teilweise auch perversen Fantasien zu frönen. Ich kann mir kaum einen destruktiveren Weg vorstellen, seine Augen und seinen Blick auf die Welt und besonders auf Frauen zu verdunkeln als mit dem Konsum von Pornos. 

Die negativen Effekte von Pornographie auf das Frauenbild, auf sexuelle Vorstellungen, auf Zwangsprostitution, auf die eigene mentale Gesundheit, auf das Suchtverhalten und vieles mehr werde ich hier nicht ausbreiten, sie sind anderswo vielfach belegt. Ich möchte nur eine Sache fokussieren und dabei ein positives Kontrastbild zeichnen: Wenn du einmal mit deiner zukünftigen oder jetzigen Frau/Mann intim werden willst, sind pornographische Bilder im Kopf (gelinde gesagt) nicht hilfreich. Pornographie ist per se ein egoistischer Akt, schafft automatisch Vergleichswerte (wer ist sexier, schlanker, wilder?) und erzeugt unrealistische Vorstellungen. Sex hingegen ist ein sozialer und zutiefst persönlicher Akt zwischen zwei Menschen, im Idealfall im Rahmen einer liebevollen und vertraulichen Beziehung; und nicht etwas, was man wie in einem Pornovideo kontrollieren, auswählen, vorspulen oder wegwischen kann. Die meisten Menschen fühlen sich betrogen und körperlich unsicher, wenn ihr Partner exzessiv Pornos konsumiert oder konsumiert hat. Pornographie kann schnell zur Sucht werden und ist daher nicht leicht zu bekämpfen. Falls das für dich ein Thema ist, suche dir professionelle oder persönliche Hilfe. Lass 2025 ein Jahr werden, in dem deine Augen wieder heller werden.

Das Auge ist die Leuchte des Leibes. Wenn nun dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge verdorben ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! – Matthäus 6,22-23

📹 #8 Lösche Netflix und TikTok (wenn auch nur für einen Monat)

Wo wir schon beim Medium Videos sind: Es lohnt sich, Gewohnheiten zu entwickeln, die den Entertainmentkonsum eindämmen. Ich persönlich mag es gerne, mit Luise oder Freunden einen guten Film und ab und zu (aber eher selten) auch eine spannende oder witzige Serie zu schauen. Aber die heutigen Entertainmentoptionen gehen viel weiter als nur der gelegentliche Genuss an einem Freitagabend. Netflix und seine Konkurrenten sind extrem gut darin, passende Serien vorzuschlagen und dich direkt nach einer Episode per Autoplay die nächste Folge schauen zu lassen, um dich möglichst lange an die Plattform zu binden. TikTok, YouTube Shorts und Insta Reels sind nochmal ein anderes Biest. Diese Form von kurzen Minivideos, die sich sehr leicht wegwischen lassen, sind ein integraler Bestandteil eines nahezu gedankenlosen Medienkonsums im Alltag vieler Menschen geworden. 

Das ganze Thema Entertainment und dessen Gefahren verdient wie so vieles hier einen eigenen Post, aber ich will nur kurz skizzieren, was mir hilft: 

    • Wir haben keinerlei Streaming-Abos. Ab und zu gönnen wir uns einen Monat Netflix und kündigen ihn sofort wieder, wenn wir einen bestimmten Film schauen möchten. Viele Filme lassen sich auch bei Apple & Amazon „on demand“ für 3-5 Euro mieten. 
    • Auf meinem Handy habe ich keine YouTube-App und die YouTube-Webseite im Browser habe ich mir per Zahlencode sperren lassen. 
    • Auf dem Laptop nutze ich eine Browsererweiterung („No Distractions for YouTube“) für den Safaribrowser. Es blendet alle Kommentare, vorgeschlagenen Videos und andere Zeitkiller aus und zeigt nur das nackte Video. 
    • Bewertungswebseiten wie imdb.com oder amazon helfen oder auch Empfehlungen von Freunden (siehe Tipp #4) uns dabei, eine grobe Einschätzung zu bekommen, ob ein Film überhaupt die Zeit wert ist
    • Eine zusammenhangslose und algorithmisbasierte Ansammlung von Videos, die nur 10 oder 30 Sekunden dauern, fördert weder meinen Seelenfrieden, noch die Erfüllung meiner Verantwortungsbereiche noch meine Konzentrations- und Denkfähigkeit. Aus diesen Gründen habe ich TikTok und andere Anbieter von „Shorts“ komplett von meinem Handy verbannt. 

Ich verpasse einige Trends, worauf mich meine Schüler immer mal wieder hinweisen. Das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich im Tausch dafür ein potentiell erfüllenderes und spannendes Leben leben kann. Wenn dir das zu radikal ist, fang klein an. Probiere mal einen Monat ohne Serienstreaming. Fülle das Vakuum, welches abends entsteht, mit anderen Aktivitäten: malen, lesen, spazieren, quatschen, schlafen, stricken, was auch immer. Wenn du meinst, YouTube auf dem Handy behalten zu müssen, dann lösche wenigstens TikTok. 2025 kann ein aufregendes Jahr werden, wenn wir lernen, nicht jede freie Minute mit fremden Dramen oder Trivialitäten zu füllen.

🚲 #9 Bewege dich im Alltag (nicht nur beim Sport)

Wir haben einen sehr sesshaften Lebensstil in der westlichen Moderne entwickelt. Wir sitzen auf Schreibtischstühlen, Sofas, Auto- und S-Bahn-Sitzen und gehen dann, wenn es/man hochkommt, 2x die Woche Sport machen. Sport ist toll, aber für eine gute Grundfitness und mentale Gesundheit ist es hilfreich, wenn wir uns in unserem Alltag mehr bewegen. Eine der einfachsten Möglichkeiten, dies zu tun, ist für Kurzstrecken das Rad zu benutzen (zum Radfahren hier ein eigener Artikel). Ich fahre z.B. jeden Arbeitstag mit dem Rad die etwa 3 ½km zur Arbeit und mache da bei Wind und Wetter auch keine Ausnahmen, weil Ausnahmen schnell zur Regel werden können. Auch andere Kurzstrecken wie zum Supermarkt (dabei hilft eine gute Radtasche oder ein großer Rucksack) oder zu einem benachbarten Freund kann man gut per Fuß oder Rad erledigen. Ich finde es erstaunlich, wie viele kerngesunde Menschen selbst einfachste Strecken von 1-2km mit dem Auto, Bus oder Scooter fahren, statt in die Pedale zu treten und den Körper ein wenig in Schwung zu bringen. Viele halten das für völlig normal, weil alle es so tun. Wir haben einen Grad der Bequemlichkeit und Körperentfremdung erreicht, der mich an den dystopischen Kinderfilm „Wall-E“ erinnert, in der Menschen dauerhaft auf schwebenden Scootern sitzen und überfordert sind, wenn sie aus diesen fallen. 


Wenn dir das zu negativ ist, hier ein positiver Grund: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass schon 30 Minuten Bewegung pro Tag – dazu zählen auch Spaziergänge – die Leistungs-, Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit steigert. Es tut gut, seinen Körper zu erleben, frische Luft einzuatmen und die Umgebung mehr wahrzunehmen, auch wenn es etwas langsamer und anstrengender ist. In bewegten Zeiten wie diesen kann mehr Bewegung im Alltag auf jeden Fall nicht schaden 😉 

🚶‍♂️#10 Geh einmal am Tag raus

Eng verknüpft mit dem vorherigen Tipp ist eine simple Gewohnheit von mir, mindestens einmal am Tag rauszugehen. Selbst wenn es nur ein kleiner Gang um den Block oder eine Kaffeepause auf der Terrasse ist: Es tut gut, die stickige Zimmerluft zurückzulassen und einmal frischen Wind für den Kopf zu bekommen. Drinnen lachen mich viele Aufgaben und Projekte an, draußen bin ich mit mir und meinen Gedanken alleine und kann frei Ideen spinnen, beten oder Erlebtes reflektieren. Auch Spaziergänge mit Freunden sind eine gute Möglichkeit, einmal rauszukommen und durchzuatmen.

📱🛌⛔️ #11 Kein Smartphone im Schlafzimmer 

Die Sogwirkung von Smartphones zu zähmen erfordert viel Verzicht, Experimentierfreudigkeit und Durchhaltevermögen. Ich selber habe schon verschiedene Strategien ausprobiert. Eine der wirksamsten ist folgende: Kein Handy im Schlafzimmer. Abends und morgen erstmal mit den Gedanken alleine zu sein und sich nicht bis zum Einschlafen mit blauen Licht bestrahlen zu lassen, empfinde ich mittlerweile als sehr wohltuend. Ein einfacher Wecker hilft mir beim Aufstehen. 

Ich werde mich in Frieden niederlegen und schlafen; denn du allein, Herr, lässt mich sicher wohnen. – Psalm 4,8

😌 #12 Halte und gestalte einen Ruhetag

Wenn dir die vorherigen Tipps alle etwas zu anstrengend erscheinen, kann ich das verstehen. Veränderungen kosten Kraft. Und Kraft tanken kann man gut an einem Ruhetag. Praktisch ist, dass wir in Deutschland (anders als viele Länder) sogar einen gesetzlichen Ruhetag haben, wo die Arbeit ruht und auf den Straßen und in den Innenstädten weniger los ist. Die Frage ist nur, was wir mit so einem Ruhetag machen und ob wir ihn überhaupt als solchen nutzen oder nur liegengebliebende Aufgaben erledigen. Ich glaube, der 6+1 Rhythmus aus der Schöpfungsgeschichte und den 10 Geboten („An sechs Tagen sollst du arbeiten und am siebten sollst du ruhen“) ist hilfreich, damit sich Körper, Geist und Seele wieder sammeln, erholen und ausrichten können.

Ich persönlich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Sonntags möglichst nicht für die Schule zu arbeiten. Schule nimmt schon viel Raum in meinem Leben ein und ich will einen Tag in der Woche haben, wo das nicht der Fall ist. Dafür muss man an anderen Tagen etwas vorarbeiten und gleichzeitig den Sonntag nicht komplett ungeplant auf mich zukommen zu lassen, sondern ihn bewusst gestalten. Es gibt viele Optionen: gemütliche Kaffeerunden, kleine Ausflüge in die Natur, Spielen, Puzzeln, Entspannen, Lesen, ein gutes Essen und dergleichen können dabei helfen, nicht nur nicht zu arbeiten, sondern auch nicht über die Arbeit zu denken, achtsamer zu werden und sich neu von Gott und der Umgebung beschenken zu lassen.


Viele dieser Gewohnheiten bedürfen eigentlich noch mehr Erläuterung und Differenzierung. Ich wollte es dieses Mal aber (für meine Verhältnisse) halbwegs kurz und einfach halten. Unabhängig davon, ob du Gewohnheiten verändern willst oder nicht und welche du dir ausgesucht hast, möge das neue Jahr ein schönes, gesegnetes und erfüllendes Jahr sein, auf das du am Ende dankbar zurückschauen kannst 🙂


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2 Kommentare

  1. Wow, thanks a lot Bassi for these 12 tips for the new year 2025. I would like to double down on #2 and startdoing #10. Lets discuss about these tips when we catch up. Happy new year my brother!!!

  2. Yes, definitely, looking forward to doing that while talking on the phone with you, walking around the block and eating carrots on the way 😀

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