Ich bin schon immer ein begeisterter Leser gewesen. Als Kleinkind habe ich noch Lustige Taschenbücher verschlungen, später spannende Justizromane von John Grisham, mit wachsenden Erfahrungen auch coming of age-Romane oder interkulturelle Geschichten. Noch häufiger als Romane habe ich jedoch Sachbücher gelesen. Geleitet von der teils optimistischen Idee, durch Bücher besser verstehen und weiser handeln zu wollen, las und lese ich Bücher zum Glauben, zur Produktivität oder zur Gesellschaftsanalyse. Egal ob Roman oder Sachbuch, beim Öffnen eines Buches erhoffe ich mir oft schöne Lesezeiten, erhellende Momente beim Nachvollziehen von fremden Welten und Gedankengängen und auch ein Stückweit mehr Selbsterkenntnis.
Auch wenn ich viele schöne Lesestunden im Bett oder im Urlaub verbracht habe, haben sich meine Lesegewohnheiten verändert. Konditioniert durch das Internet fällt es mir oft leichter, einen Artikel als ein dickes Buch zu lesen. Viele gute Artikel und auch Bücher entdecke ich nicht durch social media, wo ich mich kaum aufhalte, sondern durch Empfehlungen – beispielsweise von Freunden oder geschätzten Autoren. Empfehlungen sind umso wichtiger, wenn man auf die sozialen Medien und deren algorithmischen Vorschläge verzichtet. Vielleicht helfen dir die folgenden kommentierten Empfehlungen ja ein wenig, eine gute Autorin oder ein spannendes Buch zu finden und sich zumindest temporär den vielen visuellen Reizen zu entziehen. Viele dieser Denker haben mir beim Verständnis von Mensch und Welt geholfen und auch einige meiner Blogbeiträge inspiriert.
🌍 Blogs
- Lore Wilbert: Sayable (🔓 teils bezahlte Posts)
- Eine amerikanische Bloggerin und Autorin, die sehr ehrlich und persönlich über die Entwicklung ihres Glaubens und ihre Sicht auf bestimmte Herausforderungen im Leben und in den USA schreibt. Es geht um Themen wie Singleness, Ehe, Kinderlosigkeit, Gemeindestrukturen, Zweifel & Vertrauen, Teenagererfahrungen, Politisierung von Gemeinden, Gender, Schriftstellerei und einiges mehr. Einige ihrer Posts sind sehr lang und enthalten viele biografische Episoden, gehen dafür aber in die Tiefe und in die Details und sind entsprechend gut nachvollziehbar. Ihr Buch A Curious Faith ist eine tolle und gewinnbringende Analyse von Fragen in der Bibel.
- Samuel James: Digital Liturgies (🔓 einige wenige bezahlte Posts)
- Ein amerikanischer Blogger, der durchaus originell und ausgewogen kulturelle Veränderungen analysiert. Ein besonderer Fokus liegt auf den Einfluss von Technologie – besonders social media – auf die Gesellschaft und unser Leben. Einige Themen sind eher US-spezifisch, besonders wenn es um die Gemeindekultur geht, vieles ist aber gut auf deutsche Kontexte übertragbar.
- The Gospel Coalition
- Ein Aggregat von christlichen Artikeln zu allen möglichen Themen der Zeitgeschichte – Theologie, Filme, Generationen, Arbeit u.v.m.. Die Artikel sind gut aufbereitet und lesbar. Es gibt meistens eine „klare message“ und teils auch praktische Tipps, die aber theologisch fundiert sind.
- Seth Lewis
- Ein Missionar in Irland, der oft mit prägnanter Poesie, teils bildreichen Texten und persönlichen und konstruktiven Reflexionen Mut macht zur Alltagstreue und zum Dienst im Kleinen.
- Amy Medina: Not Home Yet
- Eine Ex-Missionarin aus Tansania, die vor allem über interkulturelle Themen schreibt. Es geht um Adoption, Afrika, den Sinn und die Schwierigkeiten von missionarischer und diakonischer Arbeit, Heimat- und Fremdheitsgefühle, Rassismuserfahrungen in den USA und vieles mehr.
Dass diese persönlichen Blogs alle auf englisch sind, hat wohl mit der Entwicklung meiner Lesegewohnheiten zu tun. Ich lese durchaus auch gerne Artikel aus Deutschland, habe aber noch nicht so viele Blogger, bei denen ich über die Jahre hängengeblieben bin oder die ihren Blog bis heute betreiben.
Als Lehrer lese ich auch gelegentlich ein paar Bildungsartikel, überwiegend von:
- Bob Blume
- Einer der bekanntesten deutschen Bildungsblogger, der viele didaktische und digitale Anregungen für den Unterricht und auch das Bildungswesen als Ganzes teilt.
📰 Nachrichten
Aus der Welt der Nachrichten habe ich keine besonderen Vorlieben. Ich versuche meinen Nachrichtenkonsum auf bestimmte Zeitpunkten in der Woche zu beschränken (siehe Artikel dazu). Wenn ich etwas lese, dann meistens die Lokalzeitung (siehe Artikel dazu), die Zeit, die Süddeutsche oder aus dem Ausland den Guardian.
📚Bücher
Als Christ ist die Bibel für mich wegweisend und Teil meiner regelmäßigen Lektüre – zur Beziehungspflege, Selbstreflexion und Erbauung und Ausrichtung. Besonders gerne lese ich die Evangelien über Jesus (Johannes‘ Fokus ist für mich besonders lehrreich), viele Briefe (z.B. Philipper), Geschichtsbücher (Könige, Apostelgeschichte) und auch die Weisheitsliteratur (Sprüche und Prediger).
Darüberhinaus gelesene Bücher markiere und bewerte ich bei goodreads (sortiert nach Bewertung oder nach Lesedatum).
Einige Autoren, die ich gerne gelesen habe:
Romanautoren
- Chimamanda Adichie (z.B. Americanah, Purple Hibiscus)
- Ian McEwan (On Chesil Beach, Saturday)
- Jumpha Lahiri (The Namesake, The Lowland, siehe auch mein Artikel hierzu)
- Chinua Achebe (Things Fall Apart, No longer at ease)
- Zadie Smith (White Teeth)
- Mohsin Hamid (The Reluctant Fundamentalist, How to get filthy rich in rising Asia)
- John Grisham (z.B. Die Firma, Der Regenmacher)
Auf einige der obigen Romanautoren wurden durch mein Englischstudium oder meine Tätigkeit als Englischlehrer aufmerksam. An deutsche Romanautoren taste ich mich noch heran.
Sachbuchautoren
- Timothy Keller (siehe mein Nachruf)
- John Mark Comer (gewöhnungsbedürftiger Schreibstil, aber jemand, der am Puls der Zeit ist und gleichzeitig zeitlose Wahr- und Weisheiten synthetisiert, z.B. in Live no lies oder in The ruthless elimination of hurry)
- Tillmann Prüfer (humorvoller und scharfsinniger Zeit-Kolumnist mit guter Beobachtungsgabe)
- Cal Newport (gute Impulse für ein geordnetes, tiefes und produktiveres Leben, auch im Hinblick auf digitale Hilfsmittel (z.B. Deep Work)
- Alain De Botton (kluge philosophische Betrachtungen persönlicher Alltagsphänomene – sei es Liebe (The Course of Love), Nachrichten (The News) oder das Reisen (The Art of Travel))
- Hartmut Rosa (sein Resonanzkonzept ist wirklich hilfreich auch für zwischenmenschliche Beziehungen und zum Verständnis der Moderne)
- J.K. Smith (christlich-philosophische Analysen (mit Fokus auf Augustinus), beispielsweise dazu, was es heißt, seine Zeit „zu bewohnen“ (How to inhabit time) oder welche Rolle unsere Wünsche und Sehnsüchte spielen (You are what you love))
- George Orwell (besonders Animal Farm ist eine grandiose Analyse von totalitären Mechanismen)
- Johannes Hartl (Eden Culture ist ein kluger Gesellschaftsentwurf)
- Jordan Peterson (ein kontroverser Autor, dessen Ansichten und teils angriffslustige Gesellschaftskritik ich oft nicht teile; aber jemand der auf recht philosophische Weise Mut Macht, Verantwortung zu übernehmen und sein Leben in die Hand zu nehmen, z.B. in 12 Rules for Life)
- Ijeoma Mangold (Das deutsche Krokodil ist eine humorvolle und aufschlussreiche Autobiographie und beinhaltet viele hilfreiche Beobachtungen zur deutschen Gesellschaft und zur Identitätsentwicklung)
- Rick Rubin (The Creative Act ist ein gutes Kompendium kleinerer Anregungen zur Kreativität und zum kreativen Prozess und Lebensstil)
- Thomas Sjödin (schwedischer Kolumnist mit vielen kleinen lebensbejahenden Impulsen, z.B. hier)
Weitere Buchtipps wie schon oben erwähnt in meinem goodreads-Profil.
Für Empfehlungen anderer spannender Autoren bin ich gerne offen. 🙂 Ansonsten erstmal viel Freude beim Lesen!